Die Zahl der Unternehmensneugründungen in Vorarlberg kann sich sehen lassen. Mit 1.103 Neugründungen im vergangenen Jahr konnte nicht nur an das Rekordergebnis von 2018 angeknüpft werden: Seit den Aufzeichnungen ab 1993 hat auch der Frauenanteil erstmals die 50 Prozent-Marke geknackt.
Dieses Rekordhoch sieht auch unsere Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Vorarlberg, Verena Eugster, als sehr positiv: „Sie zeigen, dass wir am Standort Vorarlberg ein attraktives Umfeld für Jungunternehmer haben. Im Netzwerk der Jungen Wirtschaft Vorarlberg bemerkt man ebenso einen Boom an neuen Mitgliedern – mit dem derzeitigen Höchststand von rund 600 Mitgliedern.“
Gründungen bringen Arbeitsplätze
Die vorliegenden Zahlen spiegeln nicht nur die gute wirtschaftliche Lage in Vorarlberg wider: „Das Ergebnis spricht auch für die hohe Attraktivität des und das Vertrauen in den heimischen Wirtschaftsstandort, der für sichere Arbeitsplätze sorgt“, betont WKV-Präsident Metzler.
Wie die Junge Wirtschaft kürzlich berichtete, entstanden 2019 durch jedes neu gegründete Unternehmen im Schnitt österreichweit zunächst 2,7 Arbeitsplätze samt Unternehmer selbst. Durch Vorleistungsverflechtungen und Kaufkrafteffekte sorgt ein neu gegründetes Unternehmen schlussendlich für 6,2 Arbeitsplätze. „Die Übernahme von Risiko und unternehmerischer Verantwortung muss bei der Unternehmensgründung entsprechend gewürdigt und unterstützt werden“, erklärt der WKV-Präsident die Wichtigkeit der konsequenten Bemühungen. Denn 27,2 Prozent der Befragten gaben „Sozialversicherung, Steuern und Abgaben“ als Gründungs-Hindernisse an. Diese Belastung ist gegenüber dem Vorjahr (25 Prozent) höher eingeschätzt worden. Allgemeine rechtliche Anforderungen und Amtswege wurden von 20,1 Prozent als hinderlich angegeben.
Frauenanteil bei Gründungen so hoch wie noch nie
Mit 50,4 Prozent Frauenanteil in den Gründungen wurde hier ein Rekordwert erreicht. Konkret sind dies 465 EPU-Gründungen in 2019 in Vorarlberg, was einem Anstieg von rund 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. „Es ist richtig erfreulich, dass immer mehr motivierte Jungunternehmerinnen den Schritt in die Selbständigkeit gehen. Ein Rekordhoch, auf dem wir weiter aufbauen müssen“, betont auch Verena Eugster, Vorsitzende der Jungen Wirtschaft.
Weitere Schritte für einen gründerfreundlichen Wirtschaftsstandort
Rein rechnerisch wurden in Vorarlberg vergangenes Jahr bei 1.103 Neugründungen im Schnitt drei Unternehmen pro Tag gegründet. Im Spartenvergleich dominierte bei den Neugründungen wieder das Gewerbe und Handwerk mit einem Anteil von 39,3 Prozent – gefolgt vom Handel mit 27,7 Prozent und der Sparte Information und Consulting mit 19,2 Prozent. Für WKV-Präsident Hans Peter Metzler sind die Ergebnisse der aktuellen Gründerstatistik der Wirtschaftskammer Österreich ein Grund zur Freude: „Gründen heißt, Risiko und viel unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Wir werden uns weiterhin mit Kräften dafür einsetzen, den Wirtschaftsstandort so gründerfreundlich wie möglich zu gestalten.“
Warum gründen?
„Die Motive, sich in Vorarlberg selbstständig zu machen, haben sich gegenüber dem Vorjahr leicht verändert“, kommentiert Christoph Mathis, Leiter des Gründerservice in der WKV, die aktuelle Motivumfrage. „Wollte lieber mein eigener Chef sein“ ist mit 73 Prozent der neue Hauptgrund. „Flexibler in der Zeit- und Lebensgestaltung zu sein“ gaben 69 Prozent der Befragten an. 63 wollten schon immer selbstständig sein, für knapp 7,7 Prozent war klar, dass sie den Familienbetrieb übernehmen. 46 Prozent wollten sich durch die Selbstständigkeit ein zweites Standbein zum Beruf schaffen. Die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ war für rund 42 Prozent in der Selbstständigkeit leichter umsetzbar. In die „Selbstständigkeit gedrängt“ worden zu sein geben nur noch 3,8 Prozent an, 2018 waren es noch rund 8 Prozent.
Viele Erleichterungen – Bürokratie und hohe Belastungen bleiben
2019 wurden wichtige Forderungen der Wirtschaftskammer umgesetzt: Die Pauschalierung bei der Gewinnermittlung ab 2020 bringt eine wesentliche Verwaltungsvereinfachung für Kleinunternehmer. Ebenso die Erhöhung der umsatzsteuerlichen Kleinunternehmergrenze von 30.000 auf 35.000 Euro sowie die Anhebung der Beitragsgrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter auf 800 Euro. Auch die Senkung des Krankenversicherungsbeitrages von 7,65 auf 6,8 Prozent bringt eine Entlastung. Immer mehr Schwung bekommt die Digitalisierung bei Behördenangelegenheiten: Über das Unternehmensserviceportal (www.usp.gv.at) können verschiedenste Behördenmeldungen digital erledigt werden. Insgesamt bleiben aber nach wie vor viele bürokratische Schritte sehr komplex und die Belastungen hoch.
Fotocredit: Matthias Rhomberg
Textcredit: Simon Groß & JWV